Training

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24.03.2022

Glaube Liebe Hoffnung

Glaube  Liebe  Hoffnung

Er ist einer der weltweit schnellsten Zeitfahrer – auf dem Dreirad. Er hat sich neun Mal den Weltmeistertitel geholt, war zwanzig Mal deutscher Meister, hat eine Silbermedaille in London 2021 und zwei Goldmedaillen bei den Paralympics in Rio de Janeiro 2016 gewonnen und ist auch jetzt immer noch auf der Zielgeraden.
Hans-Peter Durst, 60 Jahre, Ausdauersportler mit Handicap aus Dortmund.

Ein schwerer Verkehrsunfall im Jahr 1994 stellte sein Leben auf den Kopf. Der unverschuldete Unfall auf der A44 hat die neue Richtung bestimmt. In der Neurologischen Klinik Hessisch Oldendorf wurden die Unfallfolgen mit viel Geduld und Fachkenntnis behandelt.
„Zunächst einmal lag ich mehrere Wochen im Koma. Nach der Aufwachphase war dann schnell klar, dass ich einige körperliche Einschränkungen zurückbehalten habe. Ich habe Probleme mit meiner Balance, dem Gleichgewicht. Mein Gleichgewichtsorgan zeigt nicht mehr die Mitte an und so kann ich ohne Hilfsmittel nicht gehen oder laufen. Mein Reaktionsvermögen ist verlangsamt, die Koordination ist eingeschränkt und das Sehfeld nach links ist auf beiden Augen unvollständig. Dazu bestehen einige Bewegungseinschränkungen am rechten Bein nach mehreren Operationen“, erzählt mir Hans-Peter Durst.

Neustart auf drei Rädern
Nach 23 Monaten Klinikaufenthalt kam Hans-Peter Durst zwar in sein altes Leben zurück, aber so gut wie alles hatte sich durch die bleibenden Unfallfolgen verändert. In diesem speziellen Fall verordnete die Berufsgenossenschaft das „Reha-Dreirad“ – dies sollte ein Start in ein neues Leben werden. Hans-Peter: „Der Klinikdirektor hatte mir damals dieses Reha-Fahrrad mit drei Rädern verschrieben und obwohl ich mich als Erwachsener anfangs schämte, damit in der Öffentlichkeit zu fahren, war auch das eine sehr große Hilfe für mich. Ich nahm dann relativ schnell an den ersten Rad-Rennen teil und somit war der Grundstein für ein neues Leben und den Weg zum Paracycling-Spitzensport gelegt.“
In der ersten Zeit des Trainings war der Sport für Hans-Peter eine sehr gute Möglichkeit, wieder sozial  teilzuhaben und mobil sein zu können. Botschaften wie „Du kannst mehr, als du denkst!“ oder „Geht nicht gibt’s nicht!“ – sind wichtige Motivationen, die er heute an andere Betroffene, deren Angehörige und auch an deren Umfeld weitergeben möchte. Sport hat ihm Glück gegeben.
Kraft …
Um sich fit zu halten und leistungsstark zu bleiben, ist Krafttraining ein wichtiger Baustein. Hans-Peter Durst ist gern gesehener Gast bei „High-Class Fitness“, das in Dortmund zwischen dem Phönix-See und der alten Gartenstadt liegt. Mit dem Trainingsequipment der Premium-Hersteller MATRIX und technogym bleibt kein Ziel unerreicht. Leider lässt die Pandemie manchmal nur eine eingeschränkte Version des Trainings zu.

… und Ausdauer
Die ersten entscheidenden Wettkämpfe absolvierte Hans-Peter Durst nach zehn Jahren Training. Es folgten Medaillen und Auszeichnungen, die Mut machten und motivierten. Allerdings sind nicht jedem paralympischen Sportler die Rahmenbedingungen gegeben, um sich vollumfänglich auf die Sache konzentrieren zu können. Persönliche Arbeitsbedingungen, die Möglichkeiten, Wettkampfstationen zu absolvieren und an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu können, erfordern logistische Voraussetzungen, Manpower aus dem nahen Umfeld und finanzielle Ressourcen. Durst erwähnt mit Stolz, dass er auf seine Familie und das weitere Umfeld zurückgreifen kann.
Die Teilnahme an den Paralympics 2021 in Tokio hatte Hans-Peter Durst nach Diskussionen mit seinem Team abgesagt. Nach seinen Recherchen waren die Corona-Schutzbedingungen noch nicht ausgereift, um so ein Event „sicher“ zu gestalten. Er sagt dazu: „Meinem ParaSportSupport-Team und mir wäre es natürlich viel lieber gewesen, wenn uns diese schwere Entscheidung abgenommen worden wäre – mehr Transparenz und Ehrlichkeit in der Sportpolitik hätten sicher sehr geholfen. Am Ende ist ausschlaggebend, dass die gesundheitliche und gesellschaftspolitische Situation eine Teilnahme für mich nicht möglich macht. Sie passt nicht in mein Lebensmodell und nicht zu meinen christlichen Werten – aktuell sind andere Aufgaben gefragt, vor Ort und für das Gemeinwohl.“ Dazu sei erwähnt, dass diese mutige Entscheidung nicht ohne Konsequenzen blieb.
Das nächste große Ziel: Paris 2024 – verbunden mit der Hoffnung, dass die Welt Corona und die Pandemie gesundheitlich und ökonomisch bis dahin überstanden hat. Viel Glück!


Ich bewundere den Weg, der zu diesem Lebensinhalt geführt hat. Was für ein sympathischer und energiegeladener Zeitgenosse!


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